Marken machen Geld!

Marken machen Geld!

Da staunte der Laie und der Fachmann wunderte sich … nicht! Nach Wochen, ach was, nach Monaten entbehrungsreichen Wartens war es endlich wieder im Regal im Supermarkt meines Vertrauens: Die Rede ist von Hygienespray, dem „wahren Gold“ in Zeiten von „Corona“.
 
Während Toilettenpapier, Hefe und Haferflocken längst wieder ihren Platz in den Regalen gefunden hatten, galt Desinfektionsspray als verschollen. Weg, einfach weg. Was so schwierig daran sein sollte, Ethanol und Propanol mit Wasser zu mixen und in 250 ml-Fläschchen zu verpacken, erschloss sich nicht jedem auf den ersten Blick – egal. Die Zeiten, in denen Deutschland ein Chemiestandort war, waren vorbei, wahrscheinlich hatte es damit zu tun.

Der Rolls Rocye unter den Hygienesprays

Zurück im Supermarkt: Wie elektrisiert stand ich vor dem Regal, konnte mein Glück kaum fassen und wollte zugreifen. Aber halt! Desinfektionsspray gab es gleich in zweierlei Ausfertigung. Einmal als sogenannte Handelsmarke („REWE Hygienespray“) und dann als Marke. Als „Sagrotan“, dem „Rolls Roys“ unter den Hygienesprays. Klar, dass „Sagrotan“ teurer sein musste, ist ja wahrscheinlich auch besser, so mein erster Gedanke. Mhm … warum eigentlich? Beide Fläschchen – sowohl das von REWE als auch die Nobelmarke – versprachern 99,99% Wirkung. 99,99% – vor dieser Zahl gehen selbst die Versammlungen der chinesischen (sic!) Volkspartei in die Knie.

Der Unterschied musste also in den Ingredienzien liegen, denn der Preisunterschied war beträchtlich: 1,79 € für das REWE-Hygienespray, 4,99 € für den Rolls Royce, also für „Sagrotan“. Es wurde spannend: 22 g Ethanol, 21 g 2-Propanol und 8 g 1-Propanol entzifferte ich (gut lesbar) bei REWE, bei „Sagrotan“ (extrem schwer entzifferbar) 20 g Ethanol und 19 g 2-Propanol, beides bezogen auf 100 ml. Selbst ich, dessen Begeisterung für Chemie beim gleichnamigen Baukasten hängengeblieben ist (und die es leider nicht in die Schule geschafft hatte), kombinierte: Das Zeug ist ja absolut vergleichbar, sogar mit minimalen Vorteilen für die Firma REWE.

Dann doch lieber auf „Nummer sicher“

Ich war platt – oder auch nicht. Marken machen eben Geld, das erleben wir bei Streichkäse und Fertigpizza genauso wie bei Schokolade. Dieselben Hersteller stellen identische Produkte her, verpacken sie kurz vor dem Beladen auf den LKW aber unterschiedlich und liefern das eine an das Fachgeschäft und das andere an den Discounter, wo das eine teuer und das andere billig verkauft wird. Warum auch nicht? Ein Markenfuchs wie ich fällt darauf natürlich nicht rein.

Ich greife also zu … Ich gebe es zu: In Zeiten von „Corona“ gehe ich dann doch lieber auf die „Nummer sicher“ und nehme den „Rolls Royce“. Drei Euro mehr für so ein Fläschchen, das ist mir die Hygiene meiner Familie dann doch wert. „Sagrotan“ gibt es seit 1889, im Namen steckt „sanus“, also irgendwas mit „gesund“, und außerdem ist es die „Nr. 1 in der Desinfektion“. Kann man alles nachlesen, auch auf der Flasche. Ich bin zufrieden … selten waren 4,99 € so gut investiert wie in dieses „gute Gefühl“.

Marken machen eben Geld. Weiß ich doch!

Übrigens: Der „Supermarkt meines Vertrauens“ heißt zwar jetzt „REWE“, aber auf meiner To-do-Liste steht immer noch „Einkaufen bei Kaisers“. Große Marken sterben eben nie.